ACHTSAMKEIT KULTIVIEREN

Bewusstes und achtsames Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln – in allen Belangen – sollten die Grundlage unseres täglichen Lebens sein. Dass dies meistens nicht der Fall ist, liegt zum einen daran, dass es eine echte Heldenaufgabe ist, sich all der Muster und Einflüsse bewusst zu werden. Zum anderen aber auch, dass viele Menschen nicht wissen, wie man Achtsamkeit gezielt kultivieren kann. Eine tolle, praxiserprobte Synthese findest Du in diesem Artikel. Wie so oft ist der entscheidende Punkt, die Methoden regelmäßig zu praktizieren, bis sie zur Gewohnheit geworden sind. Ich empfehle es Dir von ganzem Herzen.

Shuddi – Bewusstsein kultivieren, das Leben akzeptieren und Emotionen loslassen

Shuddi – so wie ich es im Kriya Yoga gelernt habe – ist eine grundlegende Übung, um Achtsamkeit, Akzeptanz und Loslassen zu kultivieren. Ohne Achtsamkeit bist Du Deinen unbewussten Mustern und Gewohnheiten – den Samskaras – quasi ausgeliefert. Ohne, dass Du es merkst, wirst Du von ihnen gesteuert. Du handelst automatisch statt selbstbestimmt. Du hast Stress im Büro und greifst zum Schokoriegel. Dir nimmt jemand die Vorfahrt, Du fängst an zu schimpfen.

Achtsamkeit kultivieren

Um Dich aus diesem Teufelskreis zu befreien, ist der erste und wesentliche Schritt, Dir bewusst zu werden, was da gerade passiert. In dem Du Achtsamkeit und gesteigerte Bewusstheit kultivierst, kannst Du die Verknüpfung von Reiz und automatischer Reaktion aufbrechen.

Du bemerkst durch permanente Achtsamkeit, durch die Kultivierung des eigenen Zeugen bzw. Beobachters den Reiz, bevor Du automatisiert reagierst. Im ersten Schritt registrierst Du, dass Stress in Dir aufkommt, weil Dein Vorgesetzter oder Kollege Dich überfordert. Du fühlst, wie Wut in Dir hochkocht, weil eine Nachbarin Lügen über Dich verbreitet. Du wirst Dir immer mehr aller äußeren Eindrücke sowie Deiner eigenen Gedanken und Emotionen bewusst. Dein „Zeuge“ beobachtet kontinuierlich all dies.

Bevor Du jetzt reagierst – wie auch immer, mit Sahnetorte, mit Wutanfall oder hysterischem Geschrei – halte inne. Überlege, wer der Chef ist. Du bist es. Dein wahres Ich. Nicht Deine Emotionen, nicht Dein Verstand.

Jetzt kannst Du kurz tief durchatmen und dabei überlegen, was eine angemessene Reaktion auf die Situation ist. Du kannst Deinem Vorgesetzten oder Kollegen höflich aber bestimmt mitteilen, dass eine angetragene Aufgabe Dich überfordert und es zurückweisen, diese zu übernehmen. Du kannst auch zu der Überzeugung kommen, dass Du diese Aufgabe doch noch gut bewältigen kannst, weil Dir eine gute Lösung dafür einfällt. Alles ist möglich. Aber eben selbstbestimmt und selbstkontrolliert. Und wenn wirklich ein schwerer Unfall passiert und ihr keine Einigung findet, dann übergibst Du den Fall einem Rechtsanwalt und löst Dich emotional.

Es ist nicht nötig, emotional zu reagieren. Was nicht gleichbedeutend damit ist, dass es nicht manchmal auch klarer Worte bedarf. Aber dies dann mit geistiger und emotionaler Klarheit, und eben nicht aufgewühlt und hitzig.

Wenn Du es schaffst – und das ist mit kontinuierlicher Übung sehr gut möglich – diese Achtsamkeit und das nicht automatische Reagieren zu kultivieren, dann bist Du wieder Chef im eigenen Haus. Und es wird Dir nicht passieren, dass Du ausrastest, Wut in Dir aufstaust oder Du Dich mit Schokoriegel und Sahnetorte zumüllst.

Take it as it comes

Der nächste Schritt besteht darin, das pulsierende Leben so zu akzeptieren, wie es sich vor Dir entfaltet. Du – Dein Zeuge und Beobachter – bemerkst eine Situation, Du bewertest sie nicht, sondern nimmst sie einfach nur wahr. Zum Beispiel mit einem A-HA – dies passiert gerade. Du akzeptierst, emotionslos oder zumindest mit möglichst wenigen Emotionen, was gerade passiert.

Don’t take it personal

Dies ist eine der Lieblingsweisheiten von Master Sai Cholleti. Nimm das, was gerade passiert, nicht persönlich. Es ist nicht an Dein wahres Ich – Deine Seele – gerichtet. Gib niemand anderem, keiner Situation, die Kraft und die Macht, über Deinen Seelenfrieden und Dein Verhalten zu entscheiden.

Handle Weise

Danach entscheidest Du, was Du für eine weise Reaktion hältst. Die folgenden drei Varianten können Dir behilflich sein:

1.   Change it – if you can

Wenn Du die Situation ändern möchtest und ändern kannst, dann tue dies.

2.   Leave it

Wenn Du die Situation ändern möchtest, aber nicht ändern kannst, Dich jedoch den Umständen entziehen kannst, dann tue dies.

3.   Accept it

Wenn beide oberen Wege versperrt sind – akzeptiere es so gut es geht und bringe dem Leben möglichst wenig Widerstand entgegen.

Loslassen und nicht anhaften

Am einfachsten fällt Dir dies, wenn Du das Loslassen und Nicht-Anhaften praktizierst. Ärgere Dich nicht über einen Blechschaden. Dein Auto kann repariert werden oder Du kaufst ein neues. Die Versicherung kommt dafür auf. Hänge nicht an Sachen und Umständen. Lasse sie los, damit sich neue Türen zu schöneren Situationen öffnen können. Verschließe Dich dem Leben und dem Wandel nicht, sondern begrüße ihn.

Achtsamkeit kultivieren, das Leben akzeptieren und die Situation loslassen

Also – Du kennst jetzt wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem freieren, selbstbestimmteren und glücklicheren Leben. Mit Achtsamkeit, Akzeptanz und Loslassen finden immer weniger emotionale Verstrickungen statt. Du kannst den Herausforderungen des täglichen Lebens auf einer höheren Ebene begegnen.

 

Die Praxis

Mit den folgenden Übungen lernst Du zunächst, die Wolken, die Dich davon abhalten achtsam, bewusst und glücklich zu sein, beiseite zu schieben. Anschließend lernst Du, wie es Dir gelingt, dass über Dir erst gar keine Wolken mehr entstehen. Glück und Zufriedenheit werden immer häufige Deine Begleiter.

Übung 1 – Shuddi Dhyana Kriya

Praktiziere mindestens für 21 Tage jeden Tag 15 Minuten Shuddi, zurückgezogen, als Übung für Dich.

Setze Dich entspannt hin, schließe die Augen und achte auf alle Eindrücke. Achte auf alles was Deine Sinne von außen wahrnehmen, insbesondere aber auch auf jeden Gedanken und jede Emotion oder sonstige „Regung“.

Versuche, die Gedanken und Emotionen immer früher zu erkennen. Bedenke, dort wo sie entstehen, sind sie sehr vage, leicht und flüchtig. Sie werden dann immer stärker und kräftiger. Nur solche „ausgewachsenen“ Gedanken nimmst Du normalerweise wahr. Versuche jetzt, immer feinere Antennen zu entwickeln und damit die Gedanken und Emotionen früher zu identifizieren.

Beispielsweise kannst Du Dir vorstellen, dass Du gemütlich an einem Flussufer sitzt oder liegst und mit der Strömung einzelne Gedanken, Emotionen und Sinneseindrücke auf einem Floss vor Dir vorbeiziehen. Der Eindruck kommt, Du nimmst ihn wahr (A-HA) ohne ihn zu bewerten, Du hängst nicht daran, Du haftest nicht an, Du lässt ihn von der Strömung davontragen (loslassen). Ein Eindruck, eine Wahrnehmung nach der anderen erscheint und zieht vorbei.

Am Ende der Übung schreibst Du alles auf, was Dir aufgefallen ist, was Du bemerkt hast. Jede Emotion, jeden Gedanken oder jeden Sinneseindruck. Wichtig oder unwichtig – das spielt keine Rolle. Es geht hier um die Kultivierung der Achtsamkeit.

Übung 2 – Innere Reflexion mit der Leinwandtechnik

Auf Basis von Shuddi kannst Du nun – einmal täglich für einige Minuten – innerlich reflektieren, was an Deinen vergangen Handlungen, Worten und Gedanken nicht so war, wie Du es Dir idealerweise vorstellst. Wenn Du Dich zum Beispiel dem Druck des Vorgesetzten ausgeliefert hast und Du nun Stress mit einer Aufgabe hast und als Ergebnis dies mit Süßigkeiten betäubst, dann kannst Du Dir nun diese Situation auf einer Leinwand vorstellen und mit einem Schwamm oder großen Radiergummi mehrmals vorsichtig und mit nicht zu viel Wille „ausradieren“. Als nächstes stellst Dir dann vor, wie Du die Situation optimal und weise löst.

Am Anfang ist diese Praxis der inneren Reflexion durchaus anstrengend und es wird auch einige Situationen täglich geben, die es lohnt, zu korrigieren. Mit der Zeit wird sich Dein Verhalten ändern. Immer mehr verhältst Du Dich schon so, wie Du es für optimal befindest. Und dann brauchst Du es natürlich auch nicht mehr zu korrigieren.

Praktiziere dies für weitere 21 Tage und gerne auch Dein ganzes Leben.

Übung 3 – Shuddi im Alltag – Nityananda Kriya

Übung 1 und 2 – Shuddi und Leinwandtechnik – kannst Du gerne auch langfristig praktizieren. Auch über Jahre. Ein ganzes Leben. Sie sind so wertvoll. Unabhängig davon gehe bitte jetzt dazu über, den Zeugen bzw. Beobachter kontinuierlich, also nicht nur in Deiner Übungssitzung, zu kultivieren. Diese Praxis wird Nityananda Kriya genannt.

Zu Beginn magst Du Dir vielleicht noch vorstellen, wie ein Teil Deines Bewusstseins, Dir über die Schulter schaut oder gar unabhängig vom Alltagsbewusstsein auf Deiner Schulter sitzt, alles beobachtet. Bedenke bitte: Es findet keine Wertung statt. Keine Verurteilung. Weder von Dir, noch von anderen. Der Zeuge ist nur achtsam, nimmt wahr und richtet sein Licht auf das Ereignis, die Wahrnehmung, den Gedanken, die Emotion, Deine Worte und Handlungen. Alleine durch dieses Beleuchten, Betrachten und Beobachten und das neutrale Wahrnehmen löst sich ganz viel emotionale Last. Denn dort, wo das Licht hin scheint ist kein Platz für die Dunkelheit.

Im nächsten Schritt versuchst Du, eventuell vorhandene Emotionen und Gedanken loszulassen, weiterziehen zu lassen. Sie tangieren Dich nicht oder nicht mehr. Du lebst frei und selbstbestimmt. Mustern und Automatismen – Deinen Samskaras – gibst Du keine Chance mehr.

Mit zunehmender Praxis wirst Du feststellen, dass zwar immer noch Reize von außen auf Dich zukommen, aber immer weniger Emotionen und Gedanken „hochkochen“. Deine Reaktionen – wenn überhaupt – sind völlig anders als früher. Wenn Du gar nicht reagierst, gibt es auch nichts mehr, was Du loslassen müsstest.

Wichtig: Beachte bitte, dass es hier nicht darum geht, Emotionen und Gedanken zu unterdrücken, sondern sie durch Achtsamkeit und Loslassen zu transformieren. Das ist sehr bedeutend.

Übung 4 – Nityananda Kriya in Verbindung mit der Leinwandtechnik

Nach weiteren 21 Tagen – in denen Du nun Shuddi in Deinen Alltag integriert hast – gehe nun dazu über, Handlungen, Worte oder Gedanken, die nicht so geschehen sind, wie sie hätten sein sollen, sofort mit der Leinwandtechnik zu korrigieren. Also sie sanft auszuradieren und dann mit den richtigen Handlungen, Worten und Gedanken vor Deinem geistigen Auge zu ersetzen. Praktiziere dies für weitere 21 Tage und dann Dein ganzes Leben.

Du korrigierst damit ungewünschte Muster und Neigungen in dem Moment, wo sie sich zeigen. Dies ist sehr machtvoll und hilfreich. Immer mehr kannst Du das Leben frei und freudvoll genießen.

Unsere Empfehlung

Steige in diesen Prozess ein. Es lohnt sich unendlich.

Light, Love and Power to you – Claus

 

Claus-Jürgen Fischer

 

Quellen

  1. Shuddi und Nityananda Kriya, so wie ich es beschrieben habe, wurde mir gelehrt im Rahmen der Einweihungen in Babaji’s Kriya Yoga von Marshall „Satchidananda“ Govindan. Babaji’s Kriya Yoga wurde im Westen bekannt durch das Buch „Autobiographie eines Yogi“ von Paramahansa Yogananda.
  2. Die Leinwandtechnik wird gelehrt im NLP. In ähnlicher Weise wird – mit interessanten hochwirksamen Erweiterungen – wird sie gelehrt von Grandmaster Choa Kok Sui, in der Prana Heilung bzw. im Arhatic Yoga. Ich habe dies erlernt von Master Sai Cholleti, einem der engsten Schüler von Grandmaster Choa Kok Sui.

 

Babaji’s Kriya Yoga

Babaji’s Kriya Yoga is a scientific art of God, Truth union and Self-Realization. It was revived by a great master of India, Babaji Nagaraj, as a synthesis of ancient teachings of the 18 Siddha tradition.

https://www.babajiskriyayoga.net/

Das Kriya Yoga wurde im Westen bekannt durch die “Autobiographie eines Yogi” von Paramahansa Yogananda.

 

Grandmaster Choa Kok Sui

Der Begründer der Prana-Heilung und des Arhatic Yoga, Master Choa Kok Sui, war erfolgreicher Ingenieur, Wissenschaftler und Geschäftsmann.

Er entwickelte diese 6.000 Jahre alte, sanfte und natürliche Technik – die Prana Heilung – so, dass sie jeder lernen und anwenden kann.

Arhatic Yoga ist eine Synthese aus verschiedenen Yoga Techniken. Hierzu gehören kraftvolle Meditationen und Energie verstärkende Körper- und Atemübungen – integriert in ein System, das Schritt für Schritt schnell und sicher die spirituelle Entwicklung des Praktizierenden beschleunigt.

Sein Leben hatte er in den Dienst des Heilens und Lehrens gestellt. Seine Bücher sind in über 27 Sprachen übersetzt worden. Von ihm ausgebildete Lehrer unterrichten in mindestens 40 Ländern auf 5 Kontinenten.

https://www.prana-heilung.de/

https://www.arhaticyoga.de/